Quiet Quitter Teil 2 – Besonderheiten im öffentlichen Dienst

Wie passen Quiet Quitter in den öffentlichen Dienst?  

Der eNPS in der Mitarbeiterforschung

Zunächst muss man festhalten, dass es natürlich auch im öffentlichen Dienst große Unterschiede zwischen den verschiedenen Institutionen gibt. Bundesbehörden haben den Ruf, etwas bürokratischer und starrer zu sein, als zum Beispiel Kommunalverwaltungen, in denen auch kurzfristiger etwas entschieden und umgesetzt werden muss. Einiges ist aber vergleichbar und diese Punkte betrachten wir aus Sicht eines Quiet Quitters.

In unserem letzten Beitrag aus dieser Serie, kamen wir zu dem Schluss, das Quiet Quitting in der Dienstleistungsbranche nicht stattfinden kann. Das Geschäftsmodell eines Hotels zum Beispiel lässt es nicht zu, pünktlich zu gehen, wenn Aufgaben noch nicht erledigt sind. In der öffentlichen Verwaltung sieht das ganz anders aus. Die Rahmenbedingungen der Arbeit sind viel genauer definiert und es ist für Mitarbeiter:innen möglich, sich nicht für den Arbeitgeber aufzuopfern und trotzdem Karriere zu machen. Also ein idealer Platz für jemanden, der sich als Quiet Quitter bezeichnet?

Der Fachkräftemangel macht jeden Mitarbeitenden wertvoll

Einerseits ja: Es ist viel eher akzeptiert, sich nicht aufzuopfern und die Arbeit nicht immer weiter zu verdichten. Auch wenn in der öffentlichen Verwaltung sehr viele Stellen unbesetzt sind und der Druck auf die Beschäftigen steigt, wenn Kolleg:innen fehlen und sich die Arbeit aufstaut. Da es oft gar nicht möglich ist, beliebig Überstunden anzuhäufen, ist man zumindest stundenmäßig nicht überlastet.

Hinzu kommt, dass der Fachkräftemangel jeden Mitarbeitenden wertvoll macht. Auch, wenn er nicht 120 % gibt. Eine gesunde Work-Life-Balance ist vor allem dann gut, wenn ein langfristiges Beschäftigungsverhältnis gewünscht ist und dem Burn-out entsprechend vorgebeugt werden muss, was in der öffentlichen Verwaltung meist so ist.

Die Führungskraft kann den Unterschied machen

Andererseits nein: Der nicht zu bewältigende Berg an Arbeit macht es schwer, sich emotional zu distanzieren. Man möchte seine Kolleg:innen auch nicht mit der Arbeit allein lassen. Dann ist „Quit Quitting“ keine Option und man geht vielleicht lieber ganz.

Ein Quiet Quitter hat sich von der Idee verabschiedet, für die Arbeit zu leben und sich aufzuopfern. Trotzdem können es engagierte, interessierte und wertvolle Mitarbeiter:innen sein und für die öffentliche Verwaltung entsprechend wichtig. Für diese Generation an Arbeitnehmer:innen können starrere Strukturen und Abläufe frustrierend sein, wenn Arbeit dadurch nicht effizient erledigt werden kann. Hierarchisches Gebaren und triste Büros wirken oft befremdlich.

Ein großer Hebel für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden ist die Führungskraft. Diese kann bei sonst unveränderbaren Rahmenbedingungen einen großen Unterschied machen. Ein gutes Teamklima, wertvolles Feedback für die persönliche Entwicklung, den Ansatz, gemeinsam Herausforderungen zu meistern und den Sinn der Arbeit und den eigenen Beitrag zu verstehen: Das alles kann eine gute Führungskraft beisteuern.

Ein Führungskräfte-Feedback kann helfen, die Stärken und Schwächen der Führungskräfte zu evaluieren, um dann mit entsprechenden Personalentwicklungsmaßnahmen eine Verbesserung der kritischen Fähigkeiten zu ermöglichen. Eine hohe Fluktuation und die nächste Stufe des Quit Quitting, nämlich die innere Kündigung, können so verhindert werden.